5. Problemlösen

Ungelöste Probleme erzeugen Stress und beeinträchtigen erheblich das psychische Wohlbefinden. Es ist daher wichtig, Kindern so früh wie möglich die Fähigkeit des Problemlösens zu vermitteln, da damit nicht nur deren Selbstbild gestärkt, sondern auch das Stressmanagement gefördert wird. Wir alle leben leider in einer stark individualistisch geprägten Kultur, in der die Auffassung vorherrscht, jeder müsse alle seine Probleme allein bewältigen. Phrasen wie: „Du machst das schon“, „Nur die Starken kommen durch“ oder „Reiß dich zusammen“ unterstreichen diese Haltung. Dies führt häufig zu Überforderung und in der Folge zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Viel sinnvoller ist es jedoch, Hilfe zu holen und um Rat zu fragen, damit ausweglos scheinende Situationen überwunden werden können.

Da aber nicht jedes Problem gelöst werden kann, müssen Kinder auch lernen, mit Misserfolgen umzugehen. Diese Kompetenz erfordert ein hohes Maß an Frustrationstoleranz, worunter man die Fähigkeit versteht, unvermeidliche Versagungen im Leben auszuhalten. Solange Frustrationen als maßvoll und erträglich empfunden werden können, besitzen sie eine herausfordernde und damit entwicklungsfördernde Funktion.

Lernziele:
Die Kinder sollen
•  lernen, ein Problem als Aufgabe zu betrachten, für deren Lösung es mehrere Möglichkeiten gibt,
•  erkennen, dass mehrere Schritte zur Problemlösung führen,
•  Alternativen und Möglichkeiten zur Problemlösung benennen können,
•  lernen, Vor- und Nachteile abzuwägen,
•  die Fähigkeit vermittelt bekommen, selbst Entscheidungen zu treffen, sie zu begründen und diese nicht anderen zu überlassen,
•  lernen, Entscheidungen zu überprüfen, und
•  lernen, mit Misserfolg umzugehen.

 

„Ich wünsch mir was“

Material: „Taffy & Nono“-Spiel-Ball

Methodische Hinweise: Die Kinder sitzen im Kreis. Eines geht herum, wirft den Ball einem Kind zu und teilt ihm einen Wunsch mit, z. B.: „Ich wünsche mir von Max, dass er mich nicht wegen meiner Frisur ärgert.“ Nun ist dieser an der Reihe und wirft den Ball jemandem zu, von dem auch er sich etwas wünschen darf. Das Spiel ist beendet, wenn alle Kinder die Gelegenheit hatten, einen oder mehrere Wünsche zu äußern. Das Spiel soll dazu beitragen, dass Kinder den Mut fassen, ein Problem zu artikulieren.

 

„Hochwasser“

Material: Alte Zeitungen

Methodische Hinweise: Da es schrecklich regnet, ist die ganze Landschaft mit Wasser bedeckt. Nur mehr ein paar wenige Inseln (Zeitungspapier), auf denen die Kinder sich noch hin und her bewegen können, schauen aus dem Wasser heraus. Da es aber immer weiter regnet und das Wasser immer höher steigt, werden die Inseln immer kleiner (die Erzieherin entfernt einige Zeitungsblätter). Wer nicht ertrinken will, muss sich auf eine Insel retten. Aber das Wasser steigt noch weiter, und die Kinder müssen mit immer weniger „Insel-Papier“ auskommen. Ganz eng aneinandergeklammert versuchen die Kindergruppen, auf den „Inseln“ zu überleben. Die Erzieherin schaut genau, wo die meisten Kinder auf der kleinsten Insel Platz finden. Diese Gruppe hat gewonnen.

 

„Vertrauen schenken“

Material: Gefühls-Würfel oder „Taffy & Nono“-Spiel-Ball

Methodische Hinweise: Zwei Kinder stellen sich hintereinander auf und klemmen Gefühls-Würfel oder Spiel-Ball zwischen sich ein. Sie dürfen sich aber sonst nicht berühren. Dem vorderen Kind können auch die Augen verbunden werden. Das hintere bestimmt nun, in welche Richtung sich die beiden bewegen, indem es die Anweisungen „vorwärts, zurück, links oder rechts“ gibt. Der Würfel darf dabei nicht zu Boden fallen. Fällt er jedoch hinunter, sind die beiden nächsten Kinder an der Reihe. Die Erzieherin misst mit einer Stoppuhr, welches Team einander am längsten vertraut und damit gesiegt hat.

 

„Ich hab’ ein Gefühl von Bauchweh“

Material: keines

Methodische Hinweise: Mit Hilfe eines Spruches sollen die Kinder spielerisch auf die Schritte, die zu einem Problemlösungsprozess gehören, eingestimmt werden. Der Merkspruch dient als „Halteseil“, an das sie sich in der Situation der Problemlösung erinnern und an dem sie sich immer „festhalten“ können. Der Prozess der Problemlösung kann grob in drei Schritte unterteilt werden:

1. Sobald ein Problem auftritt, sollte man zuerst ruhig nachdenken und die Problematik zu erfassen versuchen (= O weh, o weh, nun hab’ ich ein Gefühl von Bauchweh).

2. Daran anschließend setzt die Phase der Suche nach Lösungsmöglichkeiten ein. Für die Bewältigung von Problemen bieten sich meist verschiedene Lösungen an, wobei zwischen ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen abgewogen werden muss (= Was kann ich denn nur machen, ach ja, ich denk’ an viele Sachen).

3. Letztlich entscheidet man sich für eine Variante und versucht, das Problem mit den damit verbundenen Konsequenzen zu beseitigen (= Ich glaub’, jetzt weiß ich gut Bescheid und bin daher bereit).

Die Kinder sitzen im Kreis und die Erzieherin stimmt sie darauf ein, dass es im Leben immer wieder Situationen gibt, die einem ein Gefühl von Bauchweh bereiten. Gemeinsam wird überlegt, um welche Situationen es sich handeln könnte. So könnte ein Kind z. B. das Problem des Ausgeschlossenseins nennen.

Die Erzieherin greift dieses Thema auf und motiviert die Kinder, sich mit diesem Problem näher zu beschäftigen. Der Spruch „O weh, o weh, nun hab’ ich ein Gefühl von Bauchweh“, der von ihr vorgesprochen und von den Kindern wiederholt wird, soll die Aufmerksamkeit auf das Problem richten. Außerdem trägt er dazu bei, den Kindern zu verdeutlichen, dass man ein Problem erst lösen kann, wenn man sich dessen bewusst ist und es sich vor Augen hält.

Danach suchen alle gemeinsam nach Lösungswegen (die Erzieherin spricht vor und die Kinder wiederholen: „Was kann ich denn nur machen, ach ja, ich denk’ an viele Sachen“) und besprechen die jeweiligen Vor- und Nachteile. Haben sich alle auf einen Lösungsvorschlag geeinigt, wird zum Abschluss der Merkspruch „Ich glaub’, jetzt weiß ich gut Bescheid und bin daher bereit“ gesprochen. Um die Kinder an diese Möglichkeit des Problemlösungsprozesses zu gewöhnen, ist es ratsam, mehrere Probleme auf diese Art und Weise zu analysieren.

 

„Kleine Kinder bewältigen große Aufgaben“

Material: 8 Bild-Karten BH 1 – 8

Methodische Hinweise: Kinder werden immer wieder mit Problemen konfrontiert, die sie alleine nicht lösen können. Es ist ihr Recht, Hilfe zu holen und über ausweglos scheinende Situationen zu sprechen. Ein Kind muss wissen, dass es, ohne Angst zu haben, Hilfe einfordern kann und dass es immer jemanden gibt, der ihm hilft und mit dem es über seine Sorgen sprechen kann.

Kinder sollen auch wissen, dass es manchmal nötig ist, mehrerePersonen anzusprechen, bis man tatsächlich Hilfe erhält, darin bestärkt werden, sich aktiv um ihre eigene Situation zu kümmern, lernen, Hilfsstrategien zu entwickeln, und wissen, dass das gesellschaftliche Umfeld einem Rückhalt gibt, wenn man Hilfe holt.

Die Erzieherin zeigt den Kindern nacheinander die acht Abbildungen, die Situationen zeigen, in denen ein Kind Hilfe braucht. Die Kinder überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, in der ausweglos scheinenden Situation Hilfe zu erhalten. Zur Unterstützung bietet ihnen die Erzieherin die jeweils auf der Rückseite abgebildeten Lösungsvorschläge an. Zum Abschluss spielen die Kinder diese Vorschläge nach, wobei die Erzieherin dort einspringt, wo ein Erwachsener bei Lösung des Problems helfen kann.

 

„Fänger und Beschützer“

Material: 3 grüne und 3 blaue Kappen

Methodische Hinweise: Jeweils drei Kinder der gesamten Gruppe bilden die Partei der „Fänger“ (grüne Kappen) und die der „Beschützer“ (blaue Kappen). Kinder, die von den Beschützern umarmt werden, dürfen von den Fängern nicht abgeschlagen werden. Wer „gefangen“ wurde, setzt aus und darf in der nächsten Runde bestimmen, ob er als Beschützer oder als Fänger dabei sein möchte. Eine Spielrunde dauert so lange, bis alle Kinder gefangen sind.

Danach bespricht die Erzieherin mit den Kindern, wie es sich angefühlt hat, als sie vom Beschützer in Obhut genommen wurden. Hatten sie Angst, gefangen zu werden? War die Angst vorbei, als sie beschützt wurden? Es bietet sich auch an, über Berufe zu sprechen, deren Aufgabe es ist, Menschen zu beschützen, wie etwa Polizist, Erzieher, Lehrer, Arzt, Krankenschwester, Leibwächter usw.

 

„Der Zauberer und seine Lehrlinge“

Material: „Taffy & Nono“-Spiel-Tuch, Kappen

Methodische Hinweise: Ein Kind ist der böse Zauberer, der mit dem Taffy & Nono-Spiel-Tuch verkleidet die anderen, die vor ihm weglaufen, zu fangen versucht. Gefangene Kinder werden durch seine magische Kraft sofort in einen Stein verwandelt und dürfen sich nicht mehr von der Stelle bewegen. Sind alle Kinder verzaubert, darf jenes Kind, das als letztes gefangen wurde, der neue Zauberer sein.

Schwieriger wird das Spiel jedoch, wenn noch freie Kinder die verzauberten wieder erlösen können, indem sie zwischen deren Beinen durchkriechen. Schafft der Zauberer es nun nicht mehr allein, die Kinder zu fangen, so kann er „Zauberlehrlinge“ (gekennzeichnet mit Kappen) ernennen, die ihm dabei helfen müssen.

 

„Die geraubte Prinzessin“

Material: 4 Text-Karten TP 1 – 4, Kronen, Kappen

Methodische Hinweise: In dieser interaktiven Erzählung werden die Kinder selbst zu den Darstellern. Sie erzählt von eine entführten Prinzessin, die von ihrem Bruder gerettet werden soll; selbstverständlich kann der Entführte auch ein Prinz sein, der auf die Hilfe seiner Schwester wartet. Noch bevor die Erzieherin beginnt, die Geschichte vorzulesen, werden die einzelnen Rollen verteilt.

Ein Kind stellt die entführte Prinzessin oder den entführten Prinzen dar, die eingesperrt in einem Turm der feindlichen Burg auf Hilfe und Befreiung wartet. Die Erzieherin stellt dazu einen Stuhl auf den Tisch, auf dem die Prinzessin mit einer der beiden Kronen Platz nimmt. Nun macht sich der Bruder gemeinsam mit sechs Helfern auf den Weg, sie zu befreien. Er selbst trägt als Kennzeichen die zweite Krone, seine Helfer jeweils eine Kappe.

Bevor sie das Gefängnis der Prinzessin aber tatsächlich erreichen, müssen sie auf dem Weg dorthin mehrere Hürden überwinden. Das erste Hindernis bildet eine Reihe von Bäumen, dargestellt von mehreren Kindern aus der Gruppe, die kreuz und quer am Boden liegen. Der Prinz und seine Helfer rollen oder heben die Bäume zur Seite.

Die zweite Aufgabe besteht darin, die hungrigen Bewacher der Prinzessin aus der Burg zu locken, indem  die Helfer die Stimmen verschiedener Tiere nachahmen. Die übrigen Kinder der Gruppe müssen erraten, welche Tiere imitiert wurden.

Die letzte und schwierigste Hürde bildet die verriegelte Tür des Verlieses. Symbolisch wird das Hindernis von mehreren Kindern gebildet, die nahe beisammen stehen und sich aneinander festhalten, während die Helfer sich bemühen, sie zur Seite zu schieben.

Dieses Spiel – das dem gemeinschaftlichen Erleben in der Gruppe sehr förderlich ist – ist bei den Kindern sehr

beliebt und vor allem, was das Erfinden zusätzlicher Hürden betrifft, unendlich ausbaubar. Zum Schluss bespricht die Erzieherin mit den Kindern folgende Fragen: Wie ist es, wenn man Hilfe benötigt? Fühlt man sich dabei schwach und unterlegen? Muss man sich schwach und unterlegen fühlen, wenn man bei jemandem Hilfe holt? In welchen Lebenssituationen benötigt der Mensch Hilfe?

 

„Die Prinzessin und ihre Retter“

Material: Krone, „Taffy & Nono“-Spiel-Tuch, Kappen, „Taffy & Nono“-Spiel-Ball

Methodische Hinweise: Ein Kind mit Krone und Tuch (die Prinzessin) steht in der Mitte des Raumes. Fünf Kinder bilden um die Prinzessin einen Kreis von Wächtern, die restlichen verteilen sich außerhalb des Kreises.

Die äußeren Kinder sind die Retter, die die im Kreis eingeschlossene Prinzessin befreien wollen. Die Helfer versuchen, ihr den Ball zuzuwerfen, denn wenn sie diesen fängt, ist sie frei. Den im Kreis aufgestellten Wächtern (mit den Kappen) gelingt es aber immer wieder, den Ball abzufangen. Erwischt die Prinzessin ihn schließlich doch, tauschen alle Kinder die Rollen.